Die Entstehung von Trieb Zurück

Die Geschichte des Ortes Trieb führt uns einige Jahrhunderte in die Vergangenheit, in eine Zeit in der der Main noch bis an den Fuß des Krappenberges heranreichte. Auf dem hochwasserfreien Talrand entstand etwa im 8. Jahrhundert ein Gehöft an der Stelle, an dem heute der "Berghof" steht. Wer dieses angelegt hatte ist unbekannt und es dauerte noch bis ins Jahr 1390 bis der Name in den Besitzverzeichnissen des Zisterzienserklosters Langheim in der Schreibweise "Trib" und "Tryb" auftauchte. Eine andere Quelle erwähnt den Ort "Tribe" bereits um das Jahr 1142. Trieb kommt wohl vom Schaf- oder Viehtrieb.
Offenbar wird es sich um einen Flurnamen gehandelt haben, der später auf die kleine Siedlung überging. Dieser Viehtrieb führte wohl damals zu den Weideplätzen am Naßanger. Dieses Gebäude, früher richtig Aßanger, also Weideplatz, genannt, wird noch 1795 als "Kühhut" bezeichnet.

Skyline von Trieb

Eigengut Trieb als Geschenk
Nach einer Überlieferung des Klosters Langheim hatte Bischof Egilbert von Bamberg dem nahen, 1132 gegründeten Zisterzienserkloster Langheim im Jahr 1142 das "Eigengut Trieb" geschenkt. Dieses Eigengut, auch Predium genannt, muss man sich als einen größeren Gutsbetrieb mit Herrenhaus vorstellen.
Laut Hans Max von Aufsess war Trieb das Herzstück der klösterlichen Landwirtschaft von Langheim. Das Trieb diese Stellung erhalten konnte, verdankte es seiner klimatisch günstigen Lage am Obermain und den Zisterziensern, die diese Umstände schon relativ früh erkannten. Von widrigen Winden durch den Krappenberg und den "Sandhügel" geschützt, waren hier die besten Voraussetzungen für Landwirtschaft, Gärtnerei und Viehzucht gegeben.

Eine Außenstelle Langheims
Im 16. Jahrhundert erscheint Trieb als "Fürwerk", also eine Art Außenstelle des klösterlichen Wirtschaftshofes in Langheim. Das in einer Urkunde genannte und mit einem Wassergraben umgebene Hofhaus muss identisch sein mit dem alten Herrenhaus oder Schloss, welches möglicherweise noch in die Zeit des Pfalzgrafen von Stahleck und Höchstadt reicht.
Sicher hatte einer seiner Vasallen hier in Trieb seinen Sitz. In späterer Zeit war die "Wasserburg mit Zwinger" Sitz des Klostervogtes oder Hofmeisters. Dieses Schloss war daraufhin der Sommersitz der Äbte zu Langheim.

Die Ortschaft im Raub der Flammen
Leider gingen aber auch die Wirren der Zeit an Trieb nicht spurlos vorüber. Die Gebäude des Gutshofes wurden im 15. Jahrhundert von den Hussiten niedergebrannt weil der damalige Langheimische Abt Nikolaus II. auf dem Konzil von Konstanz für den Tod des Reformators Johann Hus gestimmt hatte.
Auch im Bauernkrieg 1525 rotteten sich Bauern der Umgebung zusammen und zündeten das wiedererrichtete Gut von Trieb ein weiteres Mal an. Auch im Dreißigjährigen Krieg blieben die Bewohner von Trieb und Ihre Gebäude nicht verschont, denn auf der wichtigen Straße über den Krappenberg zogen unterschiedlichste Truppen brandschatzend durch den Ort.
Abt Gallus Knauer, gebürtig aus Weismain und seit 1690 Abt zu Langheim hatte hier 1723/24 das alte, bereits 1510 erwähnte Hofhaus zum heutigen Schlösschen umgebaut, mit Garten und Wassergraben. 1727 ließ er die zerstörte alte Hofmeisterei zusammen mit einer Hauskapelle nach den Plänen des Coburger Baumeister und Hofmaurer Johann Georg Brückner neu errichten. Diese wurde im Jahr 1733 vom ihm nachfolgenden Abt Martin Wolf 1733 erweitert.

Der Rundbau Naßanger
Auch der zumindest in Bayern einmalige Rundbau Naßanger wurde vom baufreudigen Abt Knauer in Auftrag gegeben und 1692/93 von Leonhard Dientzenhofer als Vieh- und Ökonomiehaus aber auch als Altenheil des Abtes errichtet. Dieser Bau mit seinen ursprünglich 365 Fenstern, zwölf Hoftüren und dem Treppenturmpaar hatte einst einen Wassergraben und in seiner Mitte einen Platz für den Misthaufen und stellt ein einmaliges Architektur-Experiment dar.
Geführt wurde das Gut damals immer von einem "verdienten geistlichen Herren", welcher als Hofmeister auch den Klosterbesitz von Hochstadt und die Pfarrei von Isling betreute.


Naßanger 1795

1795 unterstanden dem Hofmeister neben der Gemarkung Trieb als "wahres und freies Eigentum" des Stiftes die zwei Hofbauern, 12 Fronfeldner und 5 Tropfhäusler (das vom Dach tropfende Regenwasser markierte gewissermaßen die Grundstücksgrenze, daher der Name Tropfhaus) in Trieb sowie weitere 8 Hofbauern, 3 Seldner (kleinbäuerliche Anwesen) und 5 Tropfhäusler, aber auch eine Schenkstatt und eine Mühle in Hochstadt eine Schäferei mit 1000 Schafen und das Fischgut Gruben.
Die Flur des Berghofes und des Naßangers umfasste 799 Tagwerke, wovon 240 Tagwerke aus Wiesen, 210 Tagwerke Weiher und 54 Tagwerke aus Hopfengärten bestanden. Hinzu kamen noch riesige Waldbesitze. Zur Bewirtschaftung des ausgedehnten Klosterbesitzes zu Trieb wurden die Untertanen von 14 nahegelegenen Dörfern herangezogen.


Luftbild Naßanger

Trieb untersteht dem Klosterhof
Trieb blieb lange Zeit eine "Meierei mit Zubehör". Es wurde nie ein Dorf oder eine Dorfgemeinde im rechtlichen Sinne. Auch die von den Einwohnern zum Teil als "unverhältnismäßig" angeprangerten Fronverhältnisse des Klosterhofes blieben bis ins Jahr 1803 bestehen. Dies bedeutet, dass die Bewohner von Trieb praktisch ausschließlich für das Kloster arbeiteten und kaum eigenen Besitz hatten. Das Recht, ein Gewerbe auszuüben und die Erzeugnisse und Waren auch verkaufen zu können, ist erst nach 1868 möglich. Die in Trieb ansässigen Gewerbetreibenden waren ausschließlich Handwerker aus dem Klosterhof.
Mit der Säkularisation um 1803 ging die Blütezeit des Klosterhofes in Trieb zu Ende. Was den Triebern vom Kloster blieb, war weiterhin der Abt. Nach dem Klosterbrand in Langheim im Mai 1802 war der Prälat Candidus Hemmerlein, 60 Jahre alt, nach Trieb gezogen. Hier traf ihn die Säkularisation. Bis dahin hatte der Abt über Hunderte von Hintersassen, über zahlreiche Orte nahezu fürstengleich geherrscht. Nun war er mit einem Mal Untertan des bayerischen Kurfürsten, im Grunde nicht anders als jeder Taglöhner.


Hofmeisterei 1795

Eigentum des Freistaates Bayern
Der Klösterliche Besitz in Trieb ging in das Eigentum des Freistaates Bayern über. Dieser verkaufte es schließlich an den königl. bayer. Generalmajor Johann Konrad Freiherr von Malsen. Seine Tochter Caroline Freiin von Malsen war seit 1864 mit dem Dichter des Frankenliedes, Viktor von Scheffel, verheiratet, welcher wohl öfters im Schlösschen von Trieb verweilte.
Im Jahre 1804 wurden auch die großen Fischweiher im Norden von Trieb wieder zu Ackerland. Bei genauer Betrachtung kann man heute noch die Ufer dieser Weiher erahnen.
Im Jahre 1806 quartierten sich napoleonische Truppen auf dem Marsch nach Jena und Auerstädt im Schloss Trieb ein. Hierbei wurden Lebensmittel und Heu requiriert. Der Gutsherr Malsen verschwand jedoch mit der Kriegskasse der Franzosen erst mal auf Nimmerwiedersehen.
Zum Gutshof gehörte damals neben Wohnhaus, Scheunen und Ställen auch eine Brauerei. Inmitten des Hofs stand bis 1869 eine Marien-Kapelle, die zur Pfarrei Isling gehörte. Nach Aufhebung der Abtei Langheim kaufte 1824 die Gemeinde einen Teil der Hofmeisterei und brachte dort Schule, Priesterwohnung und Armenhaus unter. Ein anderer Teil der Anlage blieb Gutshof, ihn kaufte 1824 der einstige Langheimer Klosterarzt Dr. Michael Krappmann. Da zum großen Teil Felder auf dem Bergrücken dazu gehörten, nannte man ihn Berghof.

Gasthof Karolinenhöhe
Der auf dieser Höhe an der alten Reichsstraße gelegene Gasthof Karolinenhöhe, ist ein beliebtes Ausflugsziel und ein ausgezeichnetes Speiselokal. Königin Karoline von Bayern, die hier bei einer Durchreise verweilte, verlieh durch ein eigenhändiges Schreiben, datiert vom 24. Juni 1823 aus Nymphenburg, der Stätte diesen Namen. Gegründet wurde der Gasthof vom ehemaligen Kammerdiener des letzten Abtes Hemmerlein, Paul Schuberth und seinem Bruder Joseph Ignaz Schuberth.

Zu Trieb zählt auch die etwas abseits am Waldrand liegende Ortschaft Degendorf, welche 1862 von der Gemeinde Mistelfeld getrennt und der Gemeinde Trieb zugeteilt wurde.
In kirchlicher Hinsicht war der Ort zunächst unbedeutend und Teil der Pfarrei Isling. Erst im Jahr 1835 erfolgte dann die Bindung an Lichtenfels und Trieb bekam seinen ersten Kaplan. Für die Gläubigen stand damals eine Kapelle im Gutshof zur Verfügung.

Die Hofmeisterei in der Entwicklung
Im Jahr 1867 kaufte schließlich John Hermann Benecke aus Frankfurt am Main die Hofmeisterei. Walter E.T. Benecke, weitgereister Sohn des Käufers konnte ab 1888 durch seine hervorragende landwirtschaftliche Bildung und Aufgeschlossenheit Trieb zu einer dritten Blüßtezeit bringen.
Er erweiterte den Gutsbetrieb auf über 160 Hektar und ließ die ersten Silos im Umkreis errichten. Im Nachbarort Hochstadt richtete er 1902 ein Elektrizitätswerk ein, das seit 1906 auch Trieb mit Strom versorgte.
Im Jahre 1902 gelang es Walter Benecke das seit 1874 dem Baron Milckau gehörende Schlösschen und den Naßanger mit den Mainfluren zu kaufen. Dies gelang nur durch einen Strohmann, denn der offenbar rivalisierende Baron wollte wohl nicht an Benecke verkaufen. Somit waren wieder alle klösterlichen Besitzungen wiedervereint.


Luftaufnahme Gutshof

Weil im Gutshof damals noch Kirche, Pfarrer, Lehrer, Schule und Gemeindeamt beherbergt waren, entschloss sich damals John Hermann Benecke in großzügiger Weise Kirche, Pfarr- und Schulhaus auf eigene Kosten nebeneinander am Berghang an der alten Reichsstraße zu errichten, auch wenn die Trieber Bürger dies zuerst als "Schändung der Muttergottes und der Kirche" ablehnten. Die Kirche wurde am 3.Oktober 1870 "zu Ehren der hl. Jungfrau Maria" geweiht. Trotz eines neuen Gotteshauses schien in den folgenden Jahren der Gottesdienst nicht regelmäßig stattgefunden zu haben. Erst im Jahre 1914 wurde die Genehmigung zu Einrichtung einer Kuratie in Trieb erteilt.

Gründung einer Feuerwehr
Ein Ergebnis der Entwicklung von einem Klosterhof zu einer eigenständigen Gemeinde im 19. Jahrhundert ist auch die Gründung einer Freiwilligen Feuerwehr im Jahre 1891.
Im Jahre 1945 wurde das alte Klostergut für viele Flüchtlingstrecks aus Schlesien zur Herberge und viele von Ihnen blieben in Trieb und siedelten sich an wobei sie in den ersten Jahren nach dem Krieg auch Arbeit und Auskommen durch den Gutshof erhielten.

Trieb wird eingegliedert
Die Gemeinde Trieb zählt mit Stichtag Jan.2021 571 Einwohner und ist im Rahmen der Gebietsreform seit 1. Januar 1978 in die Stadt Lichtenfels eingegliedert.

Trieb zur heutigen Zeit
Heute hat Trieb mehrere kleinere Gewerbebetriebe, eine Metzgerei und zwei Gasthöfe mit Biergärten. Der gesellige Trieber Bürger engagiert sich gerne in den örtlichen Vereinen Freiwillige Feuerwehr, Gartenbauverein, Fußballclub, Radfahrerverein, Soldatenkameradschaft, Theatergruppe und Faschings- und Karnevalsclub.

Quellen:
"Trieb Ein langheimisches Klosterdorf und seine Entwicklung im 19. Jahrhundert" von Günter Dippold
100 Jahre Katholische Kirche Trieb
Festschrift zum 100-jährigen Jubiläum der FFW Trieb